Wenn die Hölle gefriert: Leica M EV1

OK, I am late to the party! Am 23. Oktober hat Leica die M EV1 vorgestellt. Gerüchte über eine M-Kamera ohne Messsucher gab es bereits seit einigen Monaten – jetzt ist es wahr geworden: Wir haben nun eine M ohne Messsucher! Moment!!! Naja… ganz so ist es nicht. Der Sucher ist noch da, wird jetzt aber durch ein elektronisches Teil bespielt. Konkret bedeutet das, dass der Blick durch das Objektiv geht – und nicht mehr durch den leicht versetzten optisch-mechanischen Messsucher.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Man sieht exakt den Bildausschnitt, der später auch auf dem Sensor landet – inklusive Komposition, Belichtung und Farbstimmung. Der Nachteil: Man sieht exakt den Bildausschnitt, der auf dem Sensor landet! Widerspruch? Keineswegs. Wer schon länger mit einer M arbeitet, weiß, was gemeint ist – die neue Direktheit ist Fluch und Segen zugleich.

Ich hatte die Gelegenheit, die neue Leica M EV1 für rund 30 Minuten in freier Wildbahn in München zu testen. Als Objektiv kam ein aktuelles Summilux 35 mm zum Einsatz – für mich ein vertrautes Setup, um die Kamera realistisch einschätzen zu können.

Was mir sofort aufgefallen ist: Alles fühlt sich sehr vertraut an – fast identisch zu meiner M11-P. Auch der Lack der Kamera scheint derselbe zu sein wie bei der M11-P und nicht wie bei der normalen M11. Das verleiht der Kamera eine angenehm samtige Haptik und liegt wunderbar in der Hand. Die Bedienung ist ebenfalls vertraut, sämtliche Tasten und Menüs sind dort, wo man sie erwartet. Man steigt ein und fährt los – wie mit einem bekannten Auto, das man seit Jahren fährt.

Sucher und Handling

Der elektronische Sucher der EV1 ist hervorragend – identisch mit dem der Leica Q3. Er liefert ein sehr klares, kontrastreiches Bild und macht insgesamt einen hochwertigen Eindruck. Leica hat außerdem angekündigt, dass die Kamera etwas leichter sein soll. Im direkten Handling fiel mir das allerdings kaum auf. Ich vermute, der Gewichtsunterschied wird erst spürbar, wenn man beide Modelle parallel in der Hand hält.

Fokussieren mit dem elektronischen Sucher

Das manuelle Scharfstellen durch den Sucher funktioniert bei gutem Licht problemlos und sehr präzise. Bei schwachem Licht zeigt sich jedoch kein Vorteil gegenüber dem klassischen Messsucher. Das Fokus-Peaking war in meinem Test zudem recht unzuverlässig: Es reagierte nur bei klaren Kanten oder markanten Flächen wirklich gut. Beim Versuch, die Augen meiner Tochter aus etwa zwei Metern Entfernung scharfzustellen, zeigte das Peaking seine Grenzen – das Ergebnis war oft daneben. Insgesamt scheint das Feature stark von der Lichtsituation abhängig zu sein; erst bei ausreichend Licht liefert es konsistente Ergebnisse.

Totzeit und Bewegungsmotive

Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist: Nach dem Auslösen hat der elektronische Sucher eine minimale Totzeit von wenigen Millisekunden. Eigentlich kein großes Problem – aber in der Praxis führt es dazu, dass das Sucherbild bei einer Kamerabewegung sprunghaft weiterläuft.
Gerade beim Versuch, bewegte Motive wie einen Radfahrer zu fotografieren, empfand ich das als sehr irritierend. Der Sucher „springt“ kurz, was das Nachführen erschwert und das Gefühl des flüssigen Arbeitens unterbricht.

Fazit

Die Leica M EV1 ist für mich der richtige Schritt, um die klassische M-Reihe für ein neues Publikum zu öffnen. Die Kamera bringt moderne Technik in das ikonische M-System – ohne dessen DNA völlig aufzugeben. Für aktuelle M11-Besitzer sehe ich allerdings keinen zwingenden Grund zum Umstieg. Eher dürfte die EV1 als Zweitkamera interessant sein – beispielsweise, wenn man Lust auf einen hybriden Workflow mit elektronischem Sucher hat.

Der EV-Sucher selbst ist aus meiner Sicht noch nicht am Optimum:

  • Das Fokus-Peaking arbeitet zu ungenau.
  • Die Totzeit stört bei Bewegung.
  • Die Fokussierung ist insgesamt noch nicht auf dem Niveau, das man von einer Leica M erwartet.

Einige dieser Punkte lassen sich sicher per Software verbessern – andere werden wohl erst mit einer EV3 oder EV4 wirklich ausgereift sein. Wenn ich heute mit dem Messsucher gar nicht mehr zurechtkäme, würde ich persönlich eher zur Kombi aus Q3 und Q3 43 greifen. Die M EV1 ist ein spannender Anfang – aber für mich noch nicht ganz Leica-typisch rund.

Euer Alex

(Kritische) Worte zu meinem Arbeitsgerät, der Leica M11-P

Die Leica M11-P ist eine Kamera, die man schnell ins Herz schließt: das haptische Erlebnis beim Betätigen des Auslösers, die präzise Mechanik, die Ruhe der Bedienung — und über allem die Bildqualität, die einfach beeindruckend ist. Die Bilder besitzen eine Tiefe und Plastizität, die einen immer wieder staunen lässt (vor allem in Kombination mit dem APO35). Rein mechanisch und optisch ist es eine Kamera, bei der alles Freude macht. Und genau deshalb schmerzt es umso mehr, wenn wiederholt die Software der Erfahrung im Weg steht. Kurz vor der Reise habe ich die M11-P auf Firmware 2.5.1 geupdatet (was für ein Fehler!). Nach ungefähr zehn Tagen traten mehrere Probleme auf: Die Kamera stürzte mehrfach ab und reagierte nicht mehr — einmal blieb sie komplett eingefroren und ließ sich nur durch Entfernen des Akkus wiederbeleben; es gab mehrmals überbelichtete Bilder, die nur durch ein erneutes Auslösen korrekt belichtet wurden (erstes Bild überbelichtet, zweiter Versuch korrekt). Das sind Verhaltensweisen, die man bei einer Kamera in dieser Preisklasse schlicht nicht erwartet. Für mich ist das kein kosmetisches Problem — es trifft direkt die Zuverlässigkeit und die Vertrauenswürdigkeit des Werkzeugs.

Bei einer Kamera wie der M11-P erwartest du, dass die Software unsichtbar und verlässlich im Hintergrund läuft — nicht, dass sie dich mitten auf einer Reise zwingt, die Kamera neu zu starten, oder dass einzelne Belichtungen unbrauchbar werden. Technische Exzellenz in Optik und Mechanik wird durch wiederkehrende Softwareprobleme merklich relativiert.

Vielleicht klingt das alles zu hart, aber der Frust war leider nicht gering.

Am 24. Oktober 2025 – also lange nach unserer Reise – kam nun Firmware 2.6.0 heraus. Ich bin inzwischen in der glücklichen Lage Beta-Tester für M-Firmware sein zu dürfen und konnte so bereits die Beta, die RC1 und RC2 testen. Neben einigen Funktionen hat Leica massiv an der Stabilität gearbeitet. Bisher läuft das Dinge anstandslos! Zudem sind ein paar Funktionen hinzugekommen (u.a. komplette Individualisierung des Weißabgleich). Ich habe dieses mal nach Aufspielen der Firmware die Kamera komplett zurückgesetzt – laut einiger Berichte sollte dies der Stabilität zuträglich sein.

Ich hoffe sehr, dass Leica das Thema Stabilität als Priorität behandelt — dann bleibt von der M-Erfahrung am Ende nur das, was sie sein soll: pure Freude am Fotografieren. Ich werde bei meiner nächsten Reise von weiteren (hoffentlich positiven) Erfahrungen berichten…

Euer Alex

Sommermärchen 2025 – Ein kritischer Rückblick

Der Sommer liegt hinter mir, und mit ihm eine Reise, die mich von Ligurien bis nach La Grande-Motte geführt hat. Es war eine Fahrt durch Landschaften, die schöner kaum sein könnten: schroffe Küsten, silbrig schimmernde Olivenhaine, glitzerndes Meer, das in der Nachmittagssonne fast unwirklich leuchtet. Das Wetter war ein Traum, das Essen wie immer in dieser Region ein Fest – frisch, einfach, ehrlich. Es war ein Sommer, der alle Sinne angesprochen hat. Und doch blieb etwas hängen, das sich nicht so leicht in Fotos oder Erinnerungen fassen lässt.

Denn so wunderschön all das war – so bedrückend war stellenweise auch die Dichte an Menschen. Moneglia, Antibes, Cassis – Orte, die an sich klein, verwinkelt und charmant sind, wurden im Hochsommer zu Bühnen für das allgegenwärtige Schauspiel des Tourismus. Menschen schieben sich durch enge Gassen, alle auf der Suche nach dem perfekten Blick, dem besten Tisch, dem besonderen Moment. Ich selbst mittendrin. Und plötzlich stellt sich die Frage:

Warum eigentlich? Warum zieht es uns alle an dieselben Orte, zu denselben Zeiten, mit denselben Erwartungen?

Vielleicht, weil wir glauben, dass Schönheit sich dort verdichtet, wo viele sie suchen. Vielleicht, weil wir uns dort, wo andere staunen, selbst gespiegelt fühlen. Oder weil wir längst einem unsichtbaren Kompass folgen – den sozialen Medien, den Reiseführern, den Bildern, die uns sagen, wo das Glück zu finden ist.

Ich musste an den Sommer 2024 denken, den ich an der Atlantikküste und in den Pyrenäen verbracht habe (ja, die letzte Station war auch am Mittelmeer). Weite Strände, kaum Menschen, nur Wind, Meer und der Geruch von Salz und Tang. Vielleicht war es weniger spektakulär, aber auf eine tiefere Weise erfüllender.

Reisen war für mich immer eine Form des Suchens – nach Eindrücken, nach Perspektiven, vielleicht auch nach mir selbst. Doch je mehr ich reise, desto deutlicher spüre ich, dass die Schönheit der Welt an manchen Orten zu ersticken droht – unter unseren eigenen Fußspuren, unter dem Gewicht unserer Sehnsüchte.

La Grande-Motte am Ende der Reise war da fast symbolisch: eine Stadt, geplant und gebaut für den Tourismus, architektonisch spannend, aber auch künstlich – eine Kulisse für das, was wir suchen, aber selten finden.

Vielleicht ist das die eigentliche Erkenntnis dieser Reise: dass wir uns fragen müssen, wie wir reisen wollen. Ob wir noch bereit sind, Umwege zu machen, Stille auszuhalten, Orte zu suchen, die uns nichts versprechen – und uns gerade deshalb etwas geben.

Und trotz dieser kritischen Gedenkan habe ich mit Antibes eine Stadt gefunden, die ich einfach liebe und ja, ich möchte dort wieder hin – ein Widerspruch?! Wir werden sehen…

Euer Alex

Sommermärchen 2025 (Teil 8) – La Grande-Motte 

Wie angekündigt, bildet den Abschluss der Serie ein kleiner Rundgang durch La Grande-Motte – eine Retortenstadt mit durchaus beeindruckender Architektur. Ziel bei ihrer Entstehung war es, Touristen von Spanien nach Frankreich zu locken. Errichtet wurde die Stadt in den 1960er-Jahren, seit 1974 ist sie eine eigenständige Gemeinde. Ganz klar: Wohnen möchte ich dort nicht! Dennoch ist es durchaus interessant, sich die Gebäude und das städtebauliche Konzept etwas genauer anzusehen.

Alle Bilder wurden mit dem APO 35er aufgenommen. Natürlich stellt sich die Frage, warum ich nicht zum 21er gegriffen habe. Ich habe lange mit der Wahl gerungen und auch einige Testaufnahmen mit dem 21er gemacht. Am Ende wollte ich jedoch weniger Verzeichnung und habe dafür in Kauf genommen, einige Gebäude beschneiden zu müssen. Im Nachhinein würde ich die kleine Tour vielleicht zweimal machen, um beide Objektive einsetzen zu können.

Dieser Teil bildet zugleich den Abschluss dieser (umfangreichen) Serie. Nächste Woche folgt ein kleiner Rückblick sowie eine kritische Betrachtung der M11-P. Freut euch darauf…

Euer Alex

Sommermärchen 2025 (Teil 7) – Le Grau-du-Roi

Der letzte Stopp der Reise war in Le Grau-du-Roi, ein Ort kurz vor Montpellier. Der Grund warum wir dort Halt gemacht haben, waren die berühmten Salzfelder und die Flamingos, die man in freier Wildbahn beobachten kann…und natürlich die unendlichen Sandstrände, die es dort gibt. Als Bonus gab es dann noch die „Retortenstadt“ La Gande-Motte, die ich euch aber erst im kommenden Blogbeitrag nächste Woche zeigen werde.

Kurz ein paar Infos zum Bild oben: das sind freilebende Flamingos, fotografiert mit der Leica M11-P mit dem 35er APO Objektiv. Das Bild ist nicht beschnitten worden! Ihr könnte euch also vorstellen wie nahe man an die Tiere dort rankommt. Um die Sache noch etwas spannender zu machen, habe ich die Blende auf f/2.0 geöffnet. Und da sagt noch einer, dass Wildtierfotografie nur mit Teleobjektiv klappt 🙂

Und dann noch ein paar Bilder von diesen endlosen Sandstränden…

Euer Alex

Sommermärchen 2025 (Teil 6) – Calanques de Cassis

Eines der Highlights in der Nähe von Cassis sind die Calanques – eine Aneinanderreihung tiefer, enger, schluchtartiger Buchten. Man kann sie entweder mit dem Boot erkunden oder erwandern – wir haben beides gemacht! Die Bootstour dauert etwa drei Stunden und ist ziemlich wackelig. Für die Wanderung sollte man einen ganzen Tag einplanen, und selbst dann schafft man höchstens drei Buchten (die Höhenmeter die man macht sind beträchtlich!).

Leicht zu erkennen ist, dass alle Bilder – bis auf die letzten beiden – vom Boot aus aufgenommen wurden. Das erste Bild und die letzten beiden entstanden mit dem APO 35er, die übrigen mit dem 21er. Die Kombination aus blauem Himmel, hellen Felsen und dunklem Meer ist einfach beeindruckend.

Als kleine Abschlussbemerkung sei erwähnt, dass mich das Zeichnen des Himmels bei der M11-P tief beeindruckt. Die Farben wirken sehr gesättigt, aber trotzdem natürlich. Der Mikrokontrast des 35er APO trägt dann noch einiges dazu bei, dass die Bilder eben so aussehen wie sie aussehen 🙂

Euer Alex

Sommermärchen 2025 (Teil 5) – Cassis

Weiter geht es mit der Tour in Richtung Westen nach Cassis. Cassis ist ein wunderschönes kleines Hafenstädtchen mit malerischen Häusern und fast ein wenig kitschig – egal! Den eigentlichen Grund warum wir dort hingefahren sind seht ihr aber erst nächste Woche in Teil 6. Jetzt aber erst mal Bilder aus Cassis. Alle Aufnahmen sind mit der Leica M11-P und dem APO 35er gemacht.

Cassis ist auch, wie wohl jede Stadt in Frankreich, für seinen Markt bekannt. Da tummeln sich die Einwohner am Vormittag und kaufen ein. Wunderbare Stände, an denen man auch viel verkosten und einfach das Leben genießen kann. Wir hatten Glück, denn kurz vorher hat es noch geregnet und es war unklar, ob der Markt stattfinden kann – hat dann doch geklappt.

Euer Alex